VILLA PETRAIA
"Venus-Fiorenza-Brunnen"
(Giambologna)
TEXT VON Frau Silvia Mascalchi
ÜBERSETZT VON IVBerica, I.T.C.G.
"P. Calamandrei"
UNTER DER AUFSICHT VON Frau Prosperi und Frau Fasching
LAY OUT: IVBerica
ZEICHNUNGEN VON Valentina Albini (IVBerica)
VILLA
La Petraia
Der
"Petraia-Park"
Die Petraia-Villa und ihre Ländereien gingen in den 40er Jahren des 16.Jahrhunderts in den Besitz der Medici über. Zuvor hatte die Villa den Familien Brunelleschi und Strozzi gehört. Im Jahr 1566 war die Petraia-Villa im Besitz des Grossherzogs Cosimo I., der sie 1568 seinem Sohn Ferdinand schenkte. Ferdinand wurde 1587 Grossherzog, nach dem sein Bruder Franz I. ohne Erben gestorben war. Ferdinand I. liess die von seinem Vater begonnene Restaurierung der Familienresidenz und der sie umgebenden Landereien weiterführen und betraute 1588 den Architekten Lorenzo Pagni mit den Arbeiten, der sie in ungefähr drei Jahren praktisch vollendete.
Wichtig für die Geschichte des Parks ist die Tatsache, das Grossherzog Ferdinand ein lebhaftes Interesse an der Botanik und deren Verwendungszweck entwickelt hatte, während er in Rom Kardinal war. Er führte in diesem Sinn die Tradition seines Vaters Cosimo weiter, der mit Boboli und Castello zwei der schönsten europäischen Parks angelegt hatte.
Dank eines Lünettenbildes des Malers Giusto di Utens aus den Jahren 1599-1602 können wir uns ein Bild vom ursprünglichen Aussehen des Parks machen, das im Laufe der Jahrhunderte teilweise verändert wurde. Dieses Fresko gehört zu einer Serie von ziemlich getreuen Darstellungen der Medici-Villen und ihrer Garten (diese Fresken sind derzeit im Museum "Firenze com'era" in der Via dell'Oriolo in Florenz ausgestellt).
Dieses Bildmaterial zeigt uns, dass der Park damals wie heute dreistufig war: die Ebene der Villa mit dem kieselbestreuten Platz von dem nördlichen Vielleneingang und den zwei seitlichen Gärten; die mittlere Ebene der "Fischzucht" mit dem grossen Becken, an deren Seiten sich zwei Beetanlagen mit Buchseinfassung befinden; die untere Ebene, auch "Parterres" genannt. Wir wollen uns nun näher mit dem ursprünglichen Aussehen des Parks beschäftigen und versuchen, in grossen Linien seine Geschichte nachzuvollziehen. Auf der Ebene der Villa befanden sich seitlich zwei grosse Gärten mit je vier quadratischen Abteilungen und zwei sich kreuzenden Wegen. In diesem Teil des Gartens zog man ursprünglich Obstbaume in Miniaturformat, die von den Damen und Mädchen des Hauses besonders geschätzt wurden, da sie das Obst zum Zeitverteib problemlos pflücken konnten.
Seitlich vom Fischzuchtbecken befanden sich zwei kleine "Parterres", d.h. Flächen mit Unterteilungen in verschiedenen geometrischen Figuren. In einem Kräutergarten dieser Art pflegte man damals Gewürzpflanzen, aber auch Blumen und seltene Pflanzen zu ziehen. An den zwei Enden dieses "geheimen Gartens" befanden sich zwei mit Loggias überdachte Gebäude: die linke Loggia, in Richtung Sesto, war die "geheime Küche", in der die Speisen für den Grossherzog und die zu ihm gehörenden Personen zubereitet wurden; die rechte diente der Aufbewahrung der Blumentöpfe.
Der untere Garten bestand aus zwei grossen, kreisförmigen Beeten, die sich der Achse der Villa entsprechend überschneiden. Jedes dieser Beete war durch die Überschneidung zweier Längs-und eines Querganges in acht kleinere Beete unterteilt und von "bogengängen" begrenzt: die bogenförmige Gitterstruktur mit ihren immergrünen wohlriechenden Pflanzen bildeten eine Art frischen, duftenden Tunnel und zwei grüne Pavillons in der Mitte jedes Hauptbeetes. Das 17. und 18. Jahrhundert brachten keine traumatischen Veränderungen des Parks mit sich, aber im Jahr 1788 wurde der Venus-Fiorenza-Brunnen der Castello-Villa (die Marmorteile stammen von Niccolò Tribolo und Pierino da Vinci und die Bronzestatue von Giambologna) hierher gebracht und im östlichen Teil des Gartens der Villenebene aufgestellt, die seither "Ebene der kleinen Statue" heisst.
Prinz Lorenzo de' Medici, der Villa im 17. Jahrhundert bewohnte, liess verschiedene Arbeiten im Park durchführen. Ihm verdanken wir aber vor allen die Gemäldesammlung der Villa und die wunderschönen Fresken der "Ruhmestaten der Medici", die ein Werk des Malers Baldassarre Franceschini, auch Volterrano genannt, aus den Jahren 1636-1648 darstellen.
Nachdem der Park zur Zeit Napoleons ziemlich vernachlässigt worden war, gab es während der lothringischen Restauration eine Reihe von Verbesserungen. Nennenswert ist hauptsächlich die Schaffung eines Parks hinter der Villa nach dem Entwurf des böhmischen Gärtners Joseph Frietsch. Der ursprüngliche, nie realizierte Plan sah einen grossen Park vor, der auch die Castello-Villa und die Gondo-Villa mit einschliessen sollte. 1833 wurde eine Verbindungsstrasse zwischen Petraia und Castello geschaffen. Im 19. Jahrhundert wurde der Petraia -Park u.a. auch dank seiner umfangreichen Sammlung exotischer Pflanzen sehr bekannt. Zur Zeit des Hauses Savoyen war die Villa die Residenz Vittorio Emanueles II. Und der Gräfin von Mirafiore.
Im Jahr 1872 wurden im Garten der sogenannten "kleinen Statue" nach dem Entwurf des Architekten Ferdinando Lasinio zwei grosse pagodenüberdachte Volieren mit elliptischem Grundriss erbaut.
Die Villa und ihr Park stehen heute unter dem Schutz des Denkmalamts Florenz, das für ihre Instandhaltung sorgt und der Bevölkerung und den Besuchern freien Zugang sichert.
Iniziativa in collaborazione con la SOPRINTENDENZA PER I BENI AMBIENTALI E ARCHITETTONICI di FIRENZE, PRATO e PISTOIA.