BIBLIOTECA COMUNALE CENTRALE

LASCITO DAVIDSOHN

Due inediti del suo lascito fiorentino


Florentiner kleine Leute in naher Vergangenheit

Das Manuskript in deutscher Kurrentschrift umfaßt 5 Seiten auf 5 Din A 4 Bögen. Die Transkription erfolgte unter Beibehaltung der Orthographie, der Zeichensetzung und der Absätze des Autors.

(ohne Datum)

In einem langen, die vom Psalmisten gesteckten Grenzen überdauernden Leben habe ich die Menschen der verschiedensten Stellungen kennen gelernt, Könige und Fürsten, Staatsmänner, einen Papst, ehe er auf den Stuhl des Apostels erhoben wurde, Kardinäle, bildende, bauende, malende wie darstellende Künstler, schöpferische und ausführende Musiker, Gelehrte fast jeden Faches, unterhaltende und langweilige, geniale wie pedantische Persönlichkeiten im buntesten Wechsel. Zumal aber hat mich in dem halben, in Italien verlebten Jahrhundert neben ernsten und beglückenden Forschungen zugleich die Beobachtung des Alltags aufs stärkste gefesselt. Die "Gesellschaft" ist in allen Ländern fast gleich gewertet, höchstens durch kleine Abweichungen der Konvention, der Sitten verschieden, und Aehnliches gilt vom Bürgertum. Selbst die Arbeiter sind durch die Entwickelung der Industrie und Technik ziemlich "gleichgeschaltet". Die Kleinwelt aber, von der hier die Rede sein soll, gehört der Vergangenheit an. Die straffer gehandhabte öffentliche Ordnung, der vermehrte Verkehr, das Entstehen großer Bazare für jeden erdenklichen Kleinkram, sind Umstände, die über das Farbenreiche und eigenartige Wesen der Vergangenheit vernichtend hinweggegangen sind, und eben deshalb lohnt es wohl, Entschwundenes der Erinnerung festzuhalten. Jüngeren Geschlechtern mag Manches wie ein Mährchen aus entlegener Zeiten ferne erscheinen, obwohl es zu den lebensvollen Erinnerungen von Menschen gehört, die noch hienieden wandeln, die freilich auch der Jugend fast zum Mährchen geworden sein mögen.

In Florenz behaupteten sich viele Erscheinungen länger, als in anderen italienischen Großstädten. Rom, Neapel, Mailand, Genua, Turin haben sich schneller entwickelt, und seit auch die Arnostadt sich weithin im Tal und Hügelwärts ausgedehnt hat, seit sie dem vierten Hunderttausend ihrer Einwohnerzahl entgegenwächst, ist auch für sie diese Seite der Vergangenheit ausgelöscht. Wer mag sich wohl noch erinnern, wie hier der "Ciarlatano" - dem ursprünglichen Sinne nach: Schwätzer, erst im übertragenen: Marktschreier - auf Plätzen, die damals am Rande der Stadt, vor dem alten Mauernkreise lagen, von seiner vergoldeten Karosse her die Fähigkeit rühmte, mit der er völlig schmerzlos schlechte Zähne ausziehe, und welche wundervolle Wirkungen seine punzierenden Pillen und Tränkchen auf alle erdenklichen Leiden ausübten! Ein Orchester von vier Musikanten, die in strotzenden Uniformen auf erhöhtem Sitz rückwärts des Wagens thronten, übertönte mit lärmender Musik die Schmerzensschreie der Opfer zahnärztlicher Kunst ihres Padrone. Mochten die Ausgaben des Ciarlatano erheblich sein, der Andrang des gutgläubigen Publikums war ein derartiger, daß sein Geschäft zweifellos ein recht lohnendes sein mußte. Bisweilen wies der volkstümliche Heilkünstler auch feierlich regelrechte Zeugnisse vor, so daß sich mancher gescheiterte Mediziner unter den vagierenden Ausübern dieser Künste befanden. Tempi passatissimi! An Charlatanen fehlt es wohl nie und nirgends unter den Heilkundigen, aber sie fahren nicht in vergoldeten Karossen einher und behandeln ihre Patienten nicht auf offener Straße unter Musikbegleitung.

/Seite 2/ Andere Berufsarten, die ebenfalls verschwunden sind, oder in der alten Form des Umherziehens nicht mehr geübt werden, waren sehr viel bescheidenerer Art. Da war der Schirmhändler, zugleich der Reparator leidender Regendächer und Schützer vor stechenden Sonnenstrahlen. Er wanderte unermüdlich durch die Straßen mit dem Ruf: "Ombrelli, ombrelloni, ombrellini, c’è l’ombrellaio, lo sprangaio" ("Regenschirme, große Regenschirme, Sonnenschirme, der Schirmhändler, der Schirmflicker, der Kesselflicker ist da!"). Denn er verstand neben den Gestellen der Schirme und deren Bezug auch Risse kupferner Kessel, der Porzellan-, Fayence- und Terrakotta-Töpfe mit Eisendra[h]t zusammenzuziehen, so daß sie für eine Weile wieder benutzbar wurden. An einem Gurt, um die Achseln befestigt trug er seinen Kasten mit Handwerkszeug und die Schirme, die er feilhielt. Auf Hausschwellen sitzend, besserte er mit geschickter Hand die ihm anvertrauten verbogenen Gestelle oder deren Ueberzug aus, vom Sonnenschirmchen der Dienstmädchen bis zum Riesenexemplar, unter dem die Droschkenkutscher sich auf dem Bock ihres Gefährtes, oder die gewaltigen roten Schirme, mit denen die Bauern sich auf ihren Maultierkarren vor den feuchten Niederschlägen zu schützen suchten. Auch die Droschken sind mit wenigen Ausnahmen durch die Autos verdrängt. So lange sie bei Tag und Nacht dem Verkehr dienten, pflegte ihren Lenkern die Beschirmung von obenher allerdings nicht zu genügen; sie ergänzten sie durch alkoholische Bekämpfung von innen, und jeder Arzt kannte deshalb die Eigenart von Herz und Leber der Fiaker, die fast ausnahmslos an der Entartung dieser Organe zu Grunde gingen.

Eine in hohem Maße der Beachtung werte Kategorie der Kleinhändler waren die cenciaiuoli, die Lumpensammler. Der Nichtachtung, der sie sich ausgesetzt sahen, begegneten sie durch eine Art Berufsstolz, durch ihr Zusammenhalten und ihre feststehenden Gebräuche. Fast durchweg wohnten sie in dem Armeleutsviertel innerhalb und außerhalb des Westtores San Frediano. Die wenigen, anderswo Hausenden wurden von ihnen als Verräter an der gemeinsamen Sache scheel angesehen. Ihre Karren schoben sie unter dem langgedehnten Ruf: "Cenciaiuol!" vor sich her, bisweilen auch die Worte "Donne! Donne!" hinzufügend. Ihr klagender Singsang gemahnte an gewisse Akkorde des Vorspiels zu Webers "Freischütz". Sie betrieben ausschließlich Tauschhandel, in dem sie je nach dem Werte der Fetzen, die ihnen gebracht wurden und je nach dem Wunsch der Ueberbringenden allerlei Kleinkram hergaben: billigstes Spielzeug für Kinder, bunte Heiligenbildchen, wertlose Ringe, bis zu ihrer größesten Herrlichkeit, einem dürftigen Taschenspiegel. Bei einem besonderen Anlaß zeigte sich ihr Zusammenhalt. In Florenz lebte der Sohn des dazumal vielgenannten russischen Emigranten Alexander Herzer, der durch seine Zeitschrift "Kolokol" "Die Glocke" dem Zaren in seinem Petersburger Winterpalais zittern machte. Dieser Alexander Herzer der Jüngere war Physiolog. In einem befreundeten Hause sah er ein als Nätherin tätiges schönes Mädchen, in das er sich verliebte, die Tochter eines cenciaiuolo von San Frediano. Er begab sich zum Vater, um in aller Form um sie anzuhalten, und bekam die höfliche Antwort, jener werde seine Erkundigungen einziehen, er möge in einer Woche wiederkommen. Als die Trauung im Palazzo Vecchio statt fand, war dies ein Festtag für alle Lumpensammler, die reinlich angezogen auf den von ihnen mit Blattpflanzen geschmückten Treppen des majestätischen Bauwerkes Spalier bildeten. Bald /Seite 3/ darauf wurde der junge Gelehrte als Professor nach Lausanne berufen. Die ebenso intelligente wie schöne Frau verstand, was ihr an Sprachkenntnis und Wissen fehlte, schnell nachzuholen, und spielte in den Universitätskreisen der Stadt am Genfersee nach kurzer Zeit eine glänzende Rolle: Ihr Takt, ihre gesellschaftliche Haltung galten für ebenso musterhaft, wie die Erziehung ihrer Söhne, deren einer dem Verfasser dieser Darstellung ein Leben nahetrat. Ihr Schwager, der sie hoch schätzte, war der bedeutende französische Historiker Gabriel Monod.

Der arrotino, der Messer- und Scherenschleifer, sang nicht, sondern schrie mit schriller Stimme seinen Beruf zu den Zimmer- und Küchenfenstern der Häuser empor, aus denen ihm die stumpfgewordenen Geräte in Menge herbeigebracht wurden. Höchst phantasievoll hingegen verhielten sich in der guten Jahreszeit die umherziehenden Obsthändler. Wer in einem kleinen Körbchen ein geringes Quantum jammervoller Erdbeeren anzubringen suchte, rief in ganz verzückter Art " O le belle, belle, belle fragole del mio giardino, o come sono belle le mie fragole!" Natürlich besaß er keinen Garten, sondern hatte am frühen Morgen einige billige Ueberbleibsel auf dem Zentralmarkt von Sant’ Ambrogio zusammengekauft. Aehnlich lärmend pflegten sich die Verkäufer von Apfelsinen zu verhalten. Ihr verschollener Ruf war beständig: "Le arance belle, dolci, due per una palanca, due per una palanca!" Selbst dieses Wort ist vergessen; "palanca" war der volkstümliche Ausdruck für den Soldo. Auch die Billigkeit ist nicht mehr die vormalige, die Orangen wurden nach behördlicher Anordnung längst dem Gewicht gemäß verkauft. Ganz still hingegen verhielten sich die Verkäufer der würzigen großen "fragoloni", wie der leuchtenden dunkeln Kirschen im Mai und Juni, die keiner Anpreisung bedurften, weil sie sich von selbst lobten.

Eine ganz besondere Stellung nahm ein Bücher-Antiquar namens Franceschini ein, der ursprünglich mit seiner Waare auf einem um die Brust hängenden Gestell hausieren ging. Allmählich arbeitete er sich zu einem Laden im Borgo dei Greci empor, und verfaßte mit dem Eifer des Autodidakten und dem, den Florentinern eingeborenen Talent, Monographien, die Kirchen und künstlerische Fragen betrafen, wie die damals noch nicht in Angriff genommene Mamorfassade des Doms, Arbeiten, die durchaus verständig waren, zum Teil auch heute noch wertvoll sind. In seiner dunklen Bottega lagen die Bücher in staubigen Haufen am Boden, und dem Antiquar wie seiner gewissenhaften Tochter, die dem Vater jede Mühe abzunehmen suchte, leisteten Vormittags viele Geistliche und manche an wissenschaftlichen Dingen Interessierte, beständig Gesellschaft. Wer die Geduld besaß, aus den Büchermassen das ihm Wichtige herauszusuchen, konnte Funde für die eigene Bibliothek machen, und fragte man nach dem Preise, so wurde ein Betrag genannt, der ein Zehntel oder Zwanzigstel dessen betrug, was man auf Grund der gedruckten Kataloge einem Leipziger Antiquariat zu zahlen gehabt hätte. Nach Franceschinis Tode übernahm ein Ausländer die hinterlassenen Bestände, bezog einen schönen, hellen Laden und setzte für die jetzt wohlgeordneten Bücher meist Preise an, die noch höhere waren, als sie im Auslande gefordert wurden. Die Tochter fand eine Stellung in der Bibliothek des Spedale di Santa Maria Nuova. Als ich dort arbeitete, weinte sie beim Wiedersehen vor Rührung, da ich von ihrem Vater sprach, der ihr nichts als das Andenken an seine merkwürdige Persönlichkeit hatte hinterlassen können.

/Seite 4/ Zwischen den Kleinhändlern und den Parias der Gesellschaft, dem recht zahlreichen Bettelvolk gab es mancherlei Zwischenstufen. Ich entsinne mich eines Hirten, der mir Jahr für Jahr vor der Stadt bei meinen Spaziergängen vor der Arbeitszeit begegnete, in seinem Erdfarbigen Mantel mit langem Stabe und einem wachsamen Hunde zur Seite, eine urtümliche, biblische Gestalt. Er führte seine Schafe zu Beginn des Sommers von der Maremma her zu den Höhen des Florentiner Appenin und im Herbst zurück nach dem sumpfigen Meeresstrande mit seiner milderen Luft. Nie konnte ich erfahren, wem die Tiere gehören mochten. Sie futterten sich kostenlos durch, indem sie Blätter und Knospen der Hecken abfraßen, und droben nährten sie sich von dem dürftigen Gras der Felsen. Das Gespräch mit dem Hirten nahm jedesmal einen stereotypen Verlauf. Er frug mich nach der Tageszeit und fügte hinzu: "O, che mi darebbe un sigaro?". Ich gab ihm statt der erbetenen einen kleinen Vorrat, und damit waren unsere Beziehungen bis zum nächsten Herbst oder Frühling erledigt.

Die berufsmäßigen florentinischen Bettler haben mich in Vergangenheit und Gegenwart lebhaft interessiert, und von denen des Mittelalters vermochte ich mir aus Erwähnungen des trecentesken Novellisten Sacchetti, wie durch halbverloschene Fresken Orcagnas ein klares Bild zu machen, das sich zumal auf die Art und die Praktiken der Blinden bezog. Die an den Haupt- und Nebeneingängen der Kirchen Almosen Heischenden bildeten und bilden die Aristokratie unter den Gefährten, und allgemein nimmt man an, daß sie in einer Art von recht lohnendem Kommanditverhältnis zu dem "scaccino", dem Untersakrestan stehen, der für Reinhaltung, Oeffnung und Schließung des Gotteshauses zu sorgen hat, ihnen den Platz anweist und sie gegen "unberechtigte" Konkurrenz schützt, dafür aber einen Anteil ihrer nicht unbeträchtlichen Einnahmen bezieht. Diesen Bevorzugten gegenüber aber sind die andern vielfach auf ihre Erfindungsgabe angewiesen.

Auf einem meiner frühmorgendlichen Wege begegnete mir eine Frau, der man den Mangel anzusehen glaubte; sie war aufs Aermlichste aber sauber gekleidet, blieb vor mir stehen, und flüsterte, die Hände ringend: "Scusi Signore, io muoio di fame!" "Verzeihen Sie Herr, ich sterbe vor Hunger!" Man gab ihr ein größeres Geldstück, wurde aber einigermaßen stutzig, als sie nicht Stadtwärts ging, um einen Bissen Brot zu kaufen, sondern in entgegengesetzter Richtung, wo es keinen Bäcker, keinen Laden gab. Auch hatte die gute Frau offenbar ein mangelhaftes Gedächtnis für Physio[g]nomien, denn nach kurzem wiederholte sich derselbe Vorgang mit der gleichen verzweifelnden Geste und denselben Worten. Hinreichend aufgeklärt, blieb ich jetzt allerdings fühllos. Ein schwer leidender Epileptiker pflegte auf der Straße des Regresso di Maiano zu liegen, wo die Wagen nur bei geschicktem Ausweichen ihn vor dem Ueberfahrenwerden zu schützen vermochten. Als eines Tages ein in Florenz lebender deutscher Prinz mit seiner anmutigen Gattin des Weges kam, und den aus der Stirne Blutenden sah, wurde er derart gerührt, daß er ihm einen ansehnlichen Betrag in die verkrampfte Hand steckte. Dies erfuhr durch mich, dem er es erzählt, und der ich mich ziemlich skeptisch verhalten hatte, unsere getreue Dienerin Assunta, deren alter Vater Bartolo und deren Bruder, Seminarist der bischöflichen Anstalt in Fiesole, in der Nähe seiner Stelle wohnten. So hörten die braven Contadini von Maiano, die den Epileptiker natürlich auch gelegentlich auf der Fahrstraße liegend gesehen, von dem lukrativen Erfolg seiner Zuckungen, und beschlossen ihm eine derbe Lektion zu erteilen. Sie durchsuchten /Seite 5/ ihn, fanden ihn im Besitz einer mit Blut gefüllten Schweinsblase, mittels derer er sich seine Verwundungen anschminkte, und verprügelten ihn kräftig, bis der völlig Geheilte auf flinken Beinen davonlief, so die geplante Ueberführung in den Fiesolaner Polizeigewahrsam verhindernd. In jener Gegend wurde er nicht mehr gesehen.

Für meine Beobachtungen war der Freitag der ergebnisreichste Tag. Bei den Frühwegen, die mich meist Hügelwärts nach San Domenico führten, kam mir am vorletzten Wochentage stets eine ganze Prozession von Bettlern und Bettlerinnen entgegen, von denen auf Grund kleiner Spenden viele meine Freunde wurden. Am Freitag war es in den Palazzi, in vielen Bürgerhäusern der Stadt und bei manchen Geistlichen als am Tage der Kreuzigung Brauch, allen vorsprechenden Armen ein bescheidenes Almosen zu gewähren. Die Hausmeister hatten zu diesem Zweck einen stattlichen Vorrat kleinster Münzen . In nicht wenigen Häusern war es auch Sitte, nur große Stücke Brot zu verteilen. Diese endeten meist in den Körben, die von den Frauen am Arme geführt wurden, und es ließ sich ermitteln, daß es eine sehr nützliche, von den Gebern allerdings nicht beabsichtigte Verwendung fand, nämlich zur Aufzucht von Hühnern, mit deren Eiern die Frauen einen recht schwunghaften Handel betrieben. Auch die kleinen Münzen summten sich denn doch zu einem ganz lohnenden Betrage auf.

Einige der Männer erregten mein besonderes Interesse. Da war der "povero cecchino", der Blinde, der, wenn ich noch dreißig Meter entfernt war, mir zurief: "O caro signorino, il Vostro povero cecchino Vi saluta!" "O lieber Herr, Ihr armer Blinder begrüßt Sie!" Da war ferner ein alter Trunkenbold, den ich nicht selten in voller alkoholischer Bewußtlosigkeit auf dem nicht fahrbaren Wege, oder den Rasenhängen daneben vorfand. Wenn ich mit meiner Gattin gegen Abend desselben Weges kam, saß er bisweilen auf diesen Hängen, nicht etwa um zu betteln, sondern mit einer langstengeligen Lilie oder einer Rose in der Hand die er sich aus einem der Villengärten der Via delle Forbici durch das Gitter hindurch angeeignet hatte, und die er nun mit einer ritterlichen Geste meiner Frau zum Dank für mancherlei Gaben überreichte. Später war er verschwunden; vermutlich hatte er sich in ein besseres Dasein hinübergetrunken. Ein anderer liebte die großen Worte. Es war um Weihnachten zur Zeit der Olivenernte. Die Bäume werden geschüttelt und die schwarzen Beeren vom Boden aufgesammelt, um dann, von der Presse zerdrückt, ihren wertvollen Saft herzugeben. Als ich in die Nähe eines wohlbekannten Bauernhauses kam, dessen Bewohner als Mezzadri zu einer Villa gehörten, die einst dem Vater der Beatrice Dantes, Folco Portinari, zu eigen gewesen sein soll, hörte ich lauten Streit. Näher tretend vernahm ich, daß die Contadini den Bettler schalten, weil, statt etwas auszuweichen, er, der Almosen erbitte, die auf der Erde liegenden Oliven zertreten. Darauf der Gescholtene in der Pose eines tragischen Helden: " Io chiedo l’elemosina dai Signori, e mica da voialtri hontadini hani" (contadini cani in florentinischer Aussprache). "Ich erbitte Almosen von den Herrschaften, aber nicht von euch, ihr Hunde von Bauern." Darauf mußten Bauern, Bäuerinnen und Kinder laut lachen, und der Gekränkte machte sich mit der Geste eines zu Unrecht schwer Beleidigten davon.

Die Metropole Toskanas hat erhabenere Seiten, als die hier geschilderten. Doch halte ich es mit der "Lustigen Person" im Vorspiel auf dem Theater "zu Goethes Faust":

"Greift nur hinein ins volle Menschenleben!
Ein jeder lebt’s, nicht vielen ists bekannt.
Und wo ihrs packt, da ist’s interessant."

Robert Davidsohn.



Il popolino di Firenze nel recente passato

[Senza data]

Il manoscritto tedesco in calligrafia "corsivo" consiste di 5 pagine su 5 fogli di misura A4. La trascrizione ha tenuto conto della ortografia, punteggiature spaziatura dell'autore.
 
 

Durante la mia lunga vita che ha superato i limiti fissati dal salmista, ho conosciuto un campionario molto vario di uomini nelle più diverse posizioni: re e principi, statisti, un Papa prima di essere innalzato al soglio pontificio, cardinali, architetti, scultori e pittori, compositori di musica e strumentisti, scienziati di ogni disciplina, personalità divertenti e noiose, geniali e pedanti, in un pittoresco avvicendarsi. Nel mezzo secolo trascorso in Italia mi sono dedicato a studi seri e piacevoli, ma nello stesso tempo ho osservato con passione la vita quotidiana. Si ritiene che la "società" sia ormai simile in quasi tutti i paesi, salvo piccole differenze negli usi e costumi. E lo stesso vale per le classi medie. Anche gli operai sono stati omologati dallo sviluppo industriale e tecnologico. Il piccolo mondo di cui si parlerà più avanti appartiene invece al passato. Il mantenimento più rigoroso dell’ordine pubblico, l’aumento del traffico, il sorgere di grandi magazzini colmi di carabattole di ogni tipo sono stati fattori che hanno distrutto il variopinto e singolare modo di essere di una volta; perciò vale la pena ricordare tutto ciò che è sparito. Ai giovani alcune cose potrebbero sembrare una favola di altri tempi, nonostante appartenga al fresco ricordo di uomini tuttora vivi e vegeti, anche se per i giovani essi stessi possono essere ritenuti una favola.

A Firenze alcune particolarità perdurano più che in altre grandi città italiane. Roma, Napoli, Milano, Genova e Torino hanno subito uno sviluppo più rapido e da quando anche la città sull’Arno si è ampliata nella valle e verso le colline avvicinandosi ai quattrocentomila abitanti, anch’essa ha perso questi aspetti del passato. Chi c’è che sia ancora in grado di ricordarsi del "ciarlatano" – nel significato originale di chiacchierone e in quello figurato di imbonitore – che nelle piazze, quelle allora situate ai margini della città, dall’alto di una carrozza dorata esaltava le sue capacità di poter estrarre denti cariati in modo completamente indolore e decantava gli effetti meravigliosi delle sue pillole garantite e delle sue boccette per tutti i malanni immaginabili. La musica chiassosa di un’orchestra di quattro musicanti con uniformi molto vistose, seduti in alto nel retro della carrozza, copriva le grida di dolore delle persone, vittime dell’arte dentistica del padrone. Le spese del ciarlatano dovevano essere notevoli, ma la ressa del pubblico credulone era tale da rendere indubbiamente l’impresa un ottimo affare. Talvolta il guaritore popolare esibiva solennemente attestati veri e propri, poiché fra gli ambulanti che praticavano queste arti si trovava qualche medico fallito. Tempi passatissimi (In italiano nel testo) ! Ciarlatani non ne mancano di certo fra i guaritori, ma non girano in carrozze dorate e non curano i loro pazienti sulla strada aperta accompagnati dalla musica.

/Pagina 2/Altre professioni oggi scomparse o non più esercitate secondo le antiche usanze degli ambulanti si presentavano più discretamente. C’era il commerciante di ombrelli, che sapeva anche aggiustare i malridotti ripari dalla pioggia e dai raggi ardenti del sole. Camminava instancabile per le strade gridando:" Ombrelli, ombrelloni, ombrellini, c’è l’ombrellaio, lo sprangaio". Infatti il venditore ambulante sapeva non solo aggiustare il telaio e il rivestimento dell’ombrello, ma anche unire con un filo di ferro le crepe dei paioli di rame e dei vasi di porcellana, di maiolica e di terracotta in modo tale da essere utilizzabili ancora per un po’.

Con una cinghia sistemata intorno alle spalle portava una cassetta con gli attrezzi da lavoro e gli ombrelli in vendita. Seduto sull’uscio di casa l’ombrellaio con mano abile riparava i telai piegati e il loro rivestimento, dall’ombrellino della serva all’esemplare gigante sotto il quale si sedevano i fiaccherai sulla cassetta della loro vettura, agli ombrelloni rossi immensi sotto i quali cercavano riparo dagli acquazzoni i contadini seduti sui loro barrocci. Eccetto pochi esemplari, anche le carrozze sono state sostituite dalle automobili. I fiaccherai erano impegnati nel traffico giorno e notte e non si accontentavano della sola protezione dall’alto, ma la completavano con un pieno di alcool all’interno; perciò ogni medico conosceva le caratteristiche del cuore e del fegato dei fiaccherai che per lo più morivano a causa della degenerazione di questi organi.

Una categoria di commercianti al minuto particolarmente degna di attenzione era quella dei cenciaiuoli ( in italiano nel testo)o raccoglitori di stracci. Esposti ad un certo disprezzo, rispondevano con orgoglio professionale e solidarietà e con le loro usanze fisse. In gran parte abitavano nel quartiere dei poveri, dentro e fuori la porta ovest di San Frediano. Quei pochi che stavano di casa altrove erano considerati traditori della causa comune ed erano malvisti. Questa gente spingeva i propri carri con il lungo grido "Cenciaiuoli!" aggiungendo anche "Donne! Donne!" La loro cantilena piangente rievocava certi accordi dell’epilogo del ‘Franco Tiratore’ di Weber. I cenciaiuoli praticavano esclusivamente il baratto: secondo il valore degli stracci offerti e il desiderio dell’offerente, davano via ogni specie di cianfrusaglie: giocattoli a prezzo modico per i bambini, santini colorati, anelli senza valore ed infine come massimo splendore un misero specchietto. Durante un evento particolare si manifestò la loro solidarietà. A Firenze viveva il figlio del notissimo emigrato russo Alexander Herzen che con la sua rivista "Kolokol", cioè "La Campana", fece tremare lo zar nel suo palazzo d’inverno a San Pietroburgo. Alexander Herzen il giovane era fisiologo. S’innamorò di una bellissima ragazza vista in casa di amici dove lavorava come rammendatrice, figlia di un cenciaiuolo di San Frediano. Egli si recò dal padre per chiederla in sposa ufficialmente e gli fu risposto di ripassare dopo una settimana, finché il padre avesse preso informazioni sul giovane. Il giorno del matrimonio, celebrato in Palazzo Vecchio, fu davvero una festa per tutti i cenciaiuoli ben vestiti che facevano ala sulle scale del maestoso edificio decorate con delle piante. Ben presto /Pagina 3/ il giovane studioso ottenne la cattedra all’università di Losanna. La donna, bella quanto intelligente, riuscì a colmare velocemente tutte le lacune nella conoscenza della lingua e nella cultura e in breve tempo esercitò un ruolo brillante negli ambienti universitari della città sul lago di Ginevra: il suo tatto, il suo comportamento in società e l’educazione dei figli furono considerati esemplari. In seguito, uno dei suoi figli diventò molto amico dell’autore di queste righe. Il cognato, l’importante storico francese Gabriel Monod, la stimò moltissimo.

L’arrotino, cioè quello che arrota i coltelli e le forbici, invece di cantare urlava con voce stridente la sua professione rivolgendosi verso le finestre delle stanze e delle cucine delle case in modo che gli venisse portata una gran quantità di utensili ormai senza filo. Nella bella stagione i fruttivendoli ambulanti si annunciavano con grande fantasia. Chi tentava di vendere una scarsa quantità di misere fragole sistemate in un piccolo cestino gridava in maniera entusiasta "O le belle, belle, belle fragole del mio giardino, o come sono belle le mie fragole!". Naturalmente il fruttivendolo non possedeva un giardino e già la mattina presto aveva comprato alcuni scarti al mercato centrale di Sant’Ambrogio. Chiassosi erano anche i venditori di arance. Il loro grido ormai

scomparso risuonava di continuo:" Le arance belle, dolci, due per una palanca, due per una palanca!" Ormai anche la parola è caduta in disuso; "palanca" era l’espressione popolare per il soldo. Anche il modo di vendere il prodotto non è più come quello di prima; per legge, da tempo le arance sono vendute a peso. Più discretamente presentavano la loro merce, bella anche da vedersi, i venditori dei grandi "fragoloni" saporiti e delle ciliegie scure e lucide nei mesi di maggio e giugno.

Un personaggio particolare era l’antiquario di libri Franceschini che in origine faceva il venditore ambulante con la merce sistemata in uno scaffale appeso al petto. Col passare del tempo si fece una posizione acquistando un negozio in Borgo de’ Greci e diligentemente, lui autodidatta e dotato delle virtù proprie dei fiorentini, cominciò a scrivere monografie sulle chiese e le questioni artistiche come ad esempio un trattato sulla facciata marmorea del Duomo mai presa prima in considerazione. Sono senz’altro studi intelligenti e non privi di un certo valore ancora oggi. Nella sua bottega buia i libri stavano a terra accumulati in cataste polverose. Al mattino molti preti ed alcune persone interessate ai soggetti scientifici facevano compagnia all’antiquario ed alla sua figliola coscienziosa e preoccupata di risparmiare qualsiasi fatica al padre. A chi aveva la pazienza di cercare cose speciali fra le cataste poteva capitare di rinvenire libri per la propria biblioteca. Se si chiedeva il prezzo la cifra era un decimo o un ventesimo del prezzo richiesto da un antiquario di Lipsia secondo i cataloghi pubblicati. Dopo la morte del Franceschini un forestiero rilevò il fondo rimasto e si trasferì in un locale bello e luminoso fissando per i libri, ora perfettamente allineati, quasi sempre dei prezzi ancora più alti di quelli richiesti all’estero. La figlia trovò un impiego nella biblioteca dell’ospedale di Santa Maria Nuova. Quando ebbi l’occasione di consultare la biblioteca, la figlia rivedendomi pianse dalla commozione perché le parlai di suo padre che non aveva potuto lasciare alla ragazza nient’altro che il ricordo della sua notevole personalità.

/pagina 4/ Fra i piccoli venditori ambulanti ed i paria della società, ovvero il numeroso popolo dei mendicanti, esistevano vari scalini intermedi. Ricordo un pastore che anno dopo anno mi incrociava durante la passeggiata fuori città che facevo prima di mettermi a lavorare. Era una figura biblica ed originale col suo mantello color terra, il lungo bastone e il cane vigile accanto. All’inizio dell’estate il pastore portava il gregge dalla Maremma verso le alture dell’Appennino fiorentino e ritornava poi nell’autunno sulle rive paludose del mare godendosi l’aria più mite. Non sono mai riuscito a sapere chi fosse il proprietario delle bestie che si rimpinzavano gratuitamente brucando le foglie ed i boccioli delle siepi e nutrendosi della poca erba nata fra le rocce sulle alture.

Il dialogo con il pastore si svolse sempre nello stesso modo stereotipato. Mi chiedeva l’ora aggiungendo:" O, che mi darebbe un sigaro?". Ed io gliene regalavo una piccola scorta e con questo i nostri rapporti si interrompevano fino all’autunno o alla primavera successiva.

A Firenze i mendicanti professionisti hanno sempre suscitato in me una viva curiosità. Ricordando le novelle trecentesche del Sacchetti e gli affreschi in parte perduti dell’ Orcagna, riuscivo a capire chiaramente il modo e le pratiche dei ciechi dal Medioevo in poi. L’elemosinare davanti ai portali e alle porte laterali delle chiese faceva e fa parte di una aristocrazia fra i poveri e generalmente si suppone che questi mendicanti abbiano stretto una specie di vantaggiosa società in accomandita con lo "scaccino", il secondo sagrestano addetto alla pulizia, all’apertura e alla chiusura della chiesa, che indica loro il posto e li protegge dalla concorrenza "illecita" intascando in cambio una parte non irrilevante dei loro incassi. In confronto a questi fortunati gli altri, molte volte devono affidarsi alla loro inventiva.

Durante una delle mie passeggiate mattutine incontrai una donna la cui povertà era evidente a prima vista. Era vestita in maniera molto dimessa, ma era pulita ; si fermò davanti a me e torcendosi le mani sussurrò:" Scusi Signore, io muoio di fame!". Dopo averle regalato una grossa moneta, rimasi poi perplesso, perché la donna non si recò verso la città per comprare un pezzo di pane, ma si diresse nella direzione opposta dove non esisteva né forno né negozio. Inoltre la donna evidentemente non era molto fisionomista, perché poco dopo ripeté la stessa scena usando le stesse gesta disperate e le stesse parole. Consapevole questa volta rimasi piuttosto insensibile. Un epilettico molto sofferente usava giacere sulla strada del Regresso di Maiano e solo l’abile guida delle carrozze lo risparmiava dall’essere travolto. Un giorno un principe tedesco che soggiornava a Firenze passò sulla strada con la graziosa moglie e vide l’uomo con la fronte sanguinante. Fu talmente commosso che depose una bella somma di denaro nella mano contratta del malato. Il principe raccontò questo fatto a me, alquanto scettico; poi lo venne a sapere Assunta, la nostra fedele serva, il cui padre e il fratello, seminarista nell’istituto vescovile a Fiesole, abitavano vicino al posto scelto dall’epilettico. Così i bravi contadini di Maiano che avevano visto giacere l’epilettico sulla strada, saputo del risultato economico delle false convulsioni, decisero di dargli una brutta lezione. Dopo averlo /pagina 5/ perquisito trovarono una vescica di maiale piena di sangue con la quale si truccava le sue ferite. I contadini lo bastonarono fino a quando l’uomo pienamente guarito fu costretto a darsela a gambe evitando così il previsto trasferimento nella caserma fiesolana. Comunque, da queste parti non fu più visto.

Per le mie osservazioni sui mendicanti il venerdi era un giorno proficuo. Passeggiando la mattina presto nelle vie che mi conducevano verso le colline di San Domenico, il penultimo giorno della settimana mi veniva incontro una processione di mendicanti, uomini e donne, che diventavano miei amici per le piccole offerte che davo loro. Nei palazzi, in molte case di borghesi e nelle abitazioni di alcuni preti il venerdi, come nel giorno della crocifissione, c’era l’usanza di concedere una modesta elemosina a tutti i poveri che passavano. Per questo i portieri avevano una notevole scorta di monete. In altre case invece si usava distribuire grossi pezzi di pane che molte volte erano messi in cestini portati al braccio dalle donne. Si venne poi a sapere che il pane veniva usato non come alimento per gli uomini, ma come mangime per le galline, le cui uova permettevano alle donne un attivo commercio. Infine anche le piccole monete costituivano un bel gruzzolo.

Alcuni uomini con altre caratteristiche suscitavano il mio vivo interesse. C’era il "povero cec(c)hino", cioè il cieco che, anche se ero lontano ancora più di trenta metri, mi gridava. " O caro signorino, il Vostro povero cec(c)hino Vi saluta!". Girava poi un vecchio ubriacone che trovavo spesso in preda dall’alcol steso in terra sulla stradina o sui pendii del prato. Con mia moglie, riprendendo verso sera la stessa camminata, ritrovavamo qualche volta l’uomo seduto su uno di questi pendii intento non a elemosinare, ma ad offrire a mia moglie, come segno di ringraziamento per qualche offerta, un giaggiolo o una rosa presi, attraverso il cancello, da uno dei giardini delle ville in via delle Forbici. Poco dopo sparì: probabilmente, a forza di ubriacarsi era passato a miglior vita. Un altro personaggio riusciva a distinguersi per le sue risposte. Accadde intorno a Natale nel periodo della raccolta delle olive. Gli alberi erano stati scossi ed erano state raccattate da terra le olive nere che macinate regalavano il loro succo prezioso. Quando mi avvicinai ad un podere ben conosciuto, i cui abitanti erano mezzadri di una villa che in passato era stata la proprietà di Folco Portinari, il padre della Beatrice di Dante, udii un grido. Avvicinandomi sentii che i contadini rimproveravano il mendicante perché, chiedendo l’elemosina, schiacciava le olive a terra anziché evitarle. Al rimprovero l’uomo, nella posa di un tragico eroe, rispose: " Io chiedo l’elemosina dai Signori, e mica da voialtri hontadini hani" (contadini cani nella pronuncia fiorentina). I contadini, le contadine ed i bambini si misero a ridere e l’uomo risentito si allontanò come fosse stato offeso a torto.

La metropoli della Toscana possiede senz’altro dei lati più sublimi che quelli poc’anzi descritti. Comunque mi attengo alle parole del comico nel prologo in teatro nel Faust di Goethe:

"Ma prendete a piene mani dalla vita!
Tutti la vivono, pochi la conoscono:
Pigliala dove vuoi, è sempre interessante."

Robert Davidsohn